Signs of Life

Deutschland ist das Land der Schilder – da kann uns keiner was vormachen! Alleine der Versuch, dem deutschen Schilder- (und damit letztendlich auch Verordnungs-)Wahn Paroli (nicht zu verwechseln mit Paoli, der östlichen Nachbargemeinde von Malvern) bieten zu wollen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Das soll aber nicht heißen, dass es keine jungen, aufstrebenden Kulturvölker gibt, die es der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens zum Trotz dennoch wagen. Pennsylvania, ein kleiner Landstrich im Osten der USA mit gerade mal einem Drittel der Fläche von Deutschland, nimmt den Kampf auf – und kann bereits beachtliche Erfolge vorweisen, wie ich in dieser Kolumne eindrucksvoll dokumentieren werde.

Runter vom Rasen! Baustelle
Als Born penntranssylvanischer Kreativität hinsichtlich vorbildlicher Aus- und Beschilderung erweist sich die Hopewell Furnace National Historic Site. Im 18. Jahrhundert gegründet wird diese antike Siedlung rund um die ehemalige Eisenschmelze und -schmiede der Nachwelt zum Gedenken erhalten. Im Bild sieht man die typische Behausung eines Holzfällers, der für die Hopewell'sche Köhlerei schuften musste. Man möge ihm doch bitte die nach schwerer Arbeit wohlverdiente Ruhe gönnen! Ja, so ein Mühlrad, das kennt keinen Stillstand! Der Blasebalg des Hopewell'schen Hochofens will gebalgt werden, und sei es auch nur noch zur Unterweisung der Nachgeborenen. Doch Hoffnung auf neue Aufgaben für's fleiß'ge Rädchen keimt, verkünden doch die Schilder "Betreten der Baustelle verboten – Eltern haften für ihre Kinder"!
 
Prosit! Treppensturz
Und ob ich schon wand're im finsteren Waschhaus zu Hopewell, so dürstet es mich dennoch. Doch halt! – das Schild bewahrt mich vor gleichem Schicksal wie es die Matrosen vor Madagaskar mit ihrem fauligen Wassaa erleiden mussten. Es ist eine unbequeme Wahrheit, der man sich stellen muss: Auch die Akropolis und die Bauwerke der Altvorderen haben Blut an ihren Treppen – das Blut armer Touristen, die ob der minderwertigen Qualität althergebrachter Baustandards zu Falle kamen. Hiervor warnt jenes Schild.
 
Men In Trees Save The Flowers!
Aufpassen, in Amiland kann einem so Manches passieren! Aber der nette Hausmeister des National-Archives in Washington hat fürsorglich eine Warnung ob der potenziellen Gefahr angebracht. Merke: Nicht nach oben spucken! Und auch hier hat unser freundlicher Hausmeister wieder vorgesorgt! Diese herrlichen Blumenkübel sollen das Auge erfreuen, also bitte nicht direkt mit dem ollen Chevy reinknallen. Fußgänger haben übrigens 15 Sekunden Zeit sich in Deckung zu bringen.
 
Händewaschen Huldigung
Saubere Sache – eine Anleitung zum ordnungsgemäßen Händewaschen, wie man sie hier auf gewissen Örtlichkeiten innerhalb geschlossener Gebäude finden kann. Merke: Des Hauses Zier ist Reinlichkeit. Nicht ohne Dankbarkeit und Stolz erfüllt es mich, wenn ich jenes Schild erblicke, welches vor dem Eingang eines gleichnamigen Etablissements prangt. Mit Tränen der Rührung gewahre ich hier meiner eigenen Namensinitialien und ignoriere gleichzeitig den so krude stilisierten Anker, der wohl auf perfide Weise ein "T" repräsentieren soll.
 
Nebelwarnung Fußgängereingang
Liebe Autofahrer, achtet auch auf Randgruppen und parkt nicht auf den ihnen gerechterweise zugewiesenen Reservatsgebieten. Man wird es Euch danken. Und wenn Ihr, liebe Autofahrer, Euer Auto tatsächlich verlassen müsst, z.B. weil Euer fortschrittsresistentes Kreditinstitut keinen Drive-In-Schalter bereit stellen will, dann benutzt bei der Rückkehr bitte den korrekten Eingang zum Parkplatz.
 
Asbest
Was sagt man dazu – ein Asbest-verseuchtes Areal mitten im Valley Forge National Historic Park! Was hätten wohl General George Washington oder gar Major General Friedrich Wilhem von Steuben dazu gesagt?

Fortsetzung folgt...